Erfolgsfaktoren für die nachhaltige Transformation

Lothar Lockl, 26. Juli 2021
Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind omnipräsente, globale Themen. Täglich wird darüber in den Medien berichtet, PolitikerInnen lassen kaum eine Gelegenheit aus, ihre diesbezüglichen Errungenschaften hervorzuheben, und selbst in energieintensiven, und klimaschädlichen Industrien ist die Thematik mittlerweile voll und ganz angekommen. Im Sinne der verstärkten Vernetzung internationaler und heimischer Entscheider lud die ÖBAG am 29. Juni 2021 zu einer hybriden Konferenz zum Thema Nachhaltigkeit.



Im Rahmen des ÖBAG Forums „Wachstumsbooster Nachhaltigkeit – Die Wirtschaft als Triebkraft und Profiteur” lotete ein hochkarätiges Podium mögliche Allianzen und Konfliktherde bei der Zusammenarbeit zwischen NGOs und Unternehmen aus. Es diskutierten: Alexander Egit, Geschäftsführer Greenpeace Zentral- und Osteuropa, Ana-Christina Grohnert, Vorstandsvorsitzende NGO Charta der Vielfalt, Wolfgang Anzengruber, Mitglied ÖBAG Beteiligungskomitee und Nina Wöss, Vorstandsvorsitzende AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation).
Im Rahmen des ÖBAG Forums „Wachstumsbooster Nachhaltigkeit – Die Wirtschaft als Triebkraft und Profiteur” lotete ein hochkarätiges Podium mögliche Allianzen und Konfliktherde bei der Zusammenarbeit zwischen NGOs und Unternehmen aus. Es diskutierten: Alexander Egit, Geschäftsführer Greenpeace Zentral- und Osteuropa, Ana-Christina Grohnert, Vorstandsvorsitzende NGO Charta der Vielfalt, Wolfgang Anzengruber, Mitglied ÖBAG Beteiligungskomitee und Nina Wöss, Vorstandsvorsitzende AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation).
Im Rahmen des ÖBAG Forums „Wachstumsbooster Nachhaltigkeit – Die Wirtschaft als Triebkraft und Profiteur” lotete ein hochkarätiges Podium mögliche Allianzen und Konfliktherde bei der Zusammenarbeit zwischen NGOs und Unternehmen aus. Es diskutierten: Alexander Egit, Geschäftsführer Greenpeace Zentral- und Osteuropa, Ana-Christina Grohnert, Vorstandsvorsitzende NGO Charta der Vielfalt, Wolfgang Anzengruber, Mitglied ÖBAG Beteiligungskomitee und Nina Wöss, Vorstandsvorsitzende AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation).
Doch wie Alexander Egit, Geschäftsführer von Greenpeace in Zentral und Osteuropa im Rahmen des ÖBAG Nachhaltigkeitsforums konstatiert, reicht die Diskussion alleine nicht aus – es braucht echte, konkrete und messbare Veränderung. Klimaschutz und Nachhaltigkeit muss mit der gleichen Konsequenz betrieben, und nach den gleichen Größen gemessen werden, wie das Kerngeschäft selbst.
Emissionen, Energieeffizienz, Nachhaltigkeit in den Lieferketten und damit echte Kreislaufwirtschaft sind entscheidende Faktoren, die in KPIs abgebildet werden müssen.
Die dadurch zum Ausdruck gebrachte enge Verquickung von Ökologie und Ökonomie ist jedenfalls entscheidend für einen ganzheitlichen Ansatz in der notwendigen Transformation. Umso wichtiger ist, dass sich der Finanzmarkt in dieser Hinsicht bereits verändert, wie an den neuen Strategien der Europäischen Zentralbank bzw. Europäischen Investitionsbank oder am Engagement von fortschrittlichen institutionellen Investoren, beispielsweise aus Skandinavien, zu sehen ist.
Entscheidend ist, weg von ausschließlicher CSR zu kommen und Greenwashing zu vermeiden. Zentral dafür: die Messbarkeit von Veränderungen in Unternehmen. Es braucht entsprechende Führung, absolute Ziele, echte Benchmarks und KPIs – und vor allem: motivierte MitarbeiterInnen, die verändern wollen und so die notwendige Transformation vorantreiben.
Denn echter Erfolg, sowohl im unternehmerischen Sinn als auch in der Transformation, hängt letztlich von den beteiligten Menschen ab. Welche unterschiedlichen Perspektiven und Motivationslagen Menschen einbringen, wird maßgeblich durch die Vielfalt in einer Organisation geprägt. Viele Perspektiven – und damit viele unterschiedliche, kreative Ideen und Lösungsansätze – sind entscheidend, um die massiv erhöhte Veränderungsgeschwindigkeit und die Herausforderungen unserer Zeit insgesamt zu meistern, so Ana-Christina Grohnert von der ‚Charta für Vielfalt‘.
Vielfältigkeit und Diversität erhöht automatisch Möglichkeiten und Optionen, erweitert Perspektiven und Netzwerke zu Mitarbeitern und Kunden und ermöglicht neue Lösungsansätze.
Je mehr Vielfalt und Perspektiven, Menschen mit unterschiedlichen Lebensmodellen und verschiedener Herkunft, in einem Unternehmen vorhanden sind, desto besser vernetzt ist ein Unternehmen mit seinen MitarbeiterInnen, mit Partnern und Kunden. Wichtig ist auch die Führungsebene von Unternehmen – vielfältig besetze Vorstände seien in aller Regel auch erfolgreicher – und letztlich die Unternehmenskultur an sich. Eine Kultur, die nicht nur Vielfalt fördert, sondern auch Anpassungs- und Lernfähigkeit, kann besser mit den sich ständig verändernden Rahmenbedingungen umgehen. Diese Qualitäten müssen genauso wie die Vielfalt in einem Unternehmen geschätzt sein. Entscheidend ist auch die Motivatonslage der Menschen – diese verändert sich laut Grohnert auch. War früher ein Porsche in der Tiefgarage der Motivationsfaktor, so möchten Menschen heute viel eher an interessanten Projekten arbeiten und möglichst gute und nachhaltige Produkte entwickeln.
Auch Wolfgang Anzengruber, langjähriger VERBUND CEO und heute im ÖBAG Beteiligungskomitee, ist d‘accord. Es müssen die MitarbeiterInnen in Unternehmen an Veränderungen glauben. Es braucht eine positive Erzählung, weg von quantitativen, hin zu qualitativem Wachstum und eine neue Definition von Wohlstand, die mit Klimaschutz und Ressourcenschonung kompatibel ist.
Eines ist jedenfalls mittlerweile unbestritten: Nachhaltigkeit ist ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor und zahlt sich aus. Das zeigt die Transformation beim Verbund, weg von Kohlekraft und fossilem Erdgas, hin zu erneuerbarer Energie. Aber auch internationale Beispiele, wie etwa die Energieproduzenten Orsted oder Neste, die durch den grundlegenden Umbau des Kerngeschäfts Umsätze, Profit und Unternehmenswert massiv steigern konnten. Auf der anderen Seite sind die Kosten des Nichthandelns bei der Klimakrise schwer zu bewältigen, wie nationale und globale Studien klar zeigen.
Wenn wir es nicht schaffen, die ökologischen Probleme schnell in den Griff zu bekommen, werden wir ökonomische Probleme in überwältigendem Ausmaß bekommen.
Entscheidend sind deshalb vernünftige Rahmenbedingungen und echte Kostenwahrheit. Das Thema lässt sich am Beispiel der Atomenergie gut illustrieren. Die Kernkraft zählt zu den teuersten Formen der Energieerzeugung überhaupt und geht mit massiven Risiken und ungelösten Zukunftsproblemen einher. Trotzdem wird in Atomreaktoren investiert, weil die tatsächlichen Kosten auf die Zukunft bzw. Gesellschaft umgewälzt werden. Die Wirtschaft tätigt Investitionen, wenn sie wirtschaftlich sind, so der erfahrene Manager. Wird Kostenwahrheit – etwa mittels CO2-Preis – hergestellt, wo werden die nötigen Investitionen für Transformationsprozesse sehr rasch wirtschaftlich.
Für Investoren spielen im Kontext der Nachhaltigkeit neben dem Kerngeschäft eines Unternehmens auch andere Faktoren eine wichtige Rolle, etwa die Unternehmenskultur. Vor allem in jungen Unternehmen ist es möglich, eine andere Unternehmenskultur aufzubauen, wobei auch hier Herausforderungen lauern. Man müsse es sich auch leisten können, in einem Start-Up auf Gehalt zu verzichten – in der Hoffnung, dafür später die Früchte einer guten Position in einem erfolgreichen Technologieunternehmen zu ernten. Gefragt sind laut Nina Wöss, Vorstandsvorsitzende der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation, dabei auch die Investoren.
Dabei geht es um alle Aspekte der Nachhaltigkeit – Ökologie, Soziales und Ökonomie. Entscheidend für BewerberInnen ist Wöss zufolge zunehmend die Frage, ob Aspekte wie Gendergerechtigkeit in den Unternehmen tatsächlich gelebt werden, oder nur reine PR-Maßnahmen sind: Werden MitarbeiterInnen tatsächlich gehört, werden ihnen Zeit und Ressourcen eingeräumt, sich für Diversität im Unternehmen einzusetzen – oder ist es nur ein Add-On zusätzlich zum bestehenden Workload.
Lothar Lockl ist Unternehmer, Strategie- und Medienberater. Er war 10 Jahre lang für die Umweltorganisation Global 2000 tätig und ist heute Co-Geschäftsführer von “Lockl & Keck”. Seit 2020 ist er Mitglied im Stiftungsrat des ORF.