Analyse: CO₂-Tracking über das Portfolio der ÖBAG

Bernhard Gill, 25.05.2023
Für die ÖBAG ist die Nachvollziehbarkeit und Messbarkeit von Veränderungen entscheidend, dies umfasst auch den Anstieg von CO₂-Emissionen und dadurch bedingte Klimarisiken. Als großer öffentlicher Investor am Standort Österreich treibt die ÖBAG mit ihren Portfoliounternehmen die Transformation zu einer dekarbonisierten Wirtschaft sukzessive voran. Mit dem portfolioübergreifenden CO₂-Tracking setzt die Holding im Rahmen des Beteiligungsmanagements einen wesentlichen Schritt in Richtung Dekarbonisierung, zudem soll der Vergleich anspornen, noch besser zu werden.
Ambitionierte Klimastrategien zeigen Erfolg
Alle großen Unternehmen im Portfolio weisen ambitionierte Strategien zur Reduktion von CO₂-Emissionen auf, insbesondere die börsennotierten Gesellschaften werden für ihre Ziele und Maßnahmen regelmäßig von internationalen Ratingagenturen prämiert. So sind beim Carbon Disclosure Project (CDP) die ÖBAG-Unternehmen erfolgreich gelistet. Die Österreichische Post und die Telekom Austria konnten sich im Vergleich zum Vorjahr von von A- bzw. B auf A verbessern. Auch die globale Science Based Targets Initiative (SBTi) bestätigte die Strategien zur Reduktion von CO₂-Emissionen. Die Telekom Austria hat seit 2020 ein SBTi-konformes Ziel zur Emissionsreduktion, die Österreichische Post arbeitet seit 2022 an der Umsetzung eines solchen und die Bundesimmobiliengesellschaft konnte intern den Diskurs zu gebäudespezifischen Standards nach SBTi bereits aufnehmen und arbeitet bereits in Anlehnung an die hohen wissenschaftlichen Standards. Ein entsprechender Standard im Gebäudesektor wird von SBTi noch im Laufe des Jahres 2023 erwartet.
Reduktion von CO₂-Emissionen ein Erfolgsfaktor
Die weitere Reduktion von CO₂-Emissionen über das gesamte Portfolio der Beteiligungsholding ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um die nationalen und europäischen Klimaziele zu erreichen. Die ÖBAG sieht die generationsübergreifende Wertsicherung und Wertsteigerung als Kernaufgabe ihres Handelns. Durch das portfolioübergreifende und industriespezifische CO₂-Tracking können Fortschritte gemessen und Handlungsfelder abgeleitet werden.

Betrachtung des gesamtgesellschaftlichen Emissionszyklus
Dabei steht die gesamtheitliche Betrachtung der CO₂-Emissionen über das Portfolio der ÖBAG im Fokus. Bei der Beobachtung von Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen beschäftigt sich das ÖBAG-Nachhaltigkeitsteam mit direktem und indirektem CO₂-Ausstoß. Dieser ganzheitliche Ansatz des CO₂-Monitorings ermöglicht, die gesellschaftlichen Auswirkungen der Emissionen bestmöglich zu messen. Die Analyse von Scope-1- und Scope-2-Emissionen beschäftigt sich mit dem direkten Ausstoß von CO₂-Emission im Unternehmen (etwa in der Produktion oder im Fuhrpark) sowie mit dem ökologischen Fußabdruck des Energieverbrauchs. Noch weitreichender ist die Betrachtung der Scope-3-Emissionen, die vor- und nachgelagerten Prozesse in der Wertschöpfungskette und somit weite Teile der Lieferkette und konsumbedingten Emissionen mitberücksichtigt.
Hinsichtlich der Scope-2-Emissionen wählen die ÖBAG-Beteiligungsunternehmen den besonders transparenten Zugang der market-based Betrachtungsweise. Im ÖBAG-Portfolio werden über 90 Prozent der emittierten Emissionen durch den internationalen Energie- und Chemiekonzern OMV mit seiner globalen Reichweite produziert. Speziell bei den Scope-3-Emissionen, welche etwa durch die Verbrennung von Öl und Gas entstehen, ist der OMV-Fußabdruck im Portfolio am größten. Neben CO₂-Emissionen stehen auch industriespezifische Abgase wie Methan oder Stickoxide (NOx) im Blickpunkt der ÖBAG-Environmental-Performance-Analyse der Unternehmen im Vergleich mit internationalen Peer-Gruppen.
2022: Rückgang bei Emissionen und gesteigerte Effizienz
Im Jahr 2022 konnten die meisten Beteiligungsunternehmen sowohl ihren absoluten CO₂-Ausstoß verringern als auch ihre CO₂-Intensität (Scope-1- und Scope-2-Emissionen im Verhältnis zum Umsatz) signifikant verbessern. Auf das gesamte ÖBAG-Portfolio gesehen ergibt das einen Rückgang der Scope 1+2 Emissionen von rd. 15.600 ktCO₂e (restated) im Vorjahr auf rd. 13.700 ktCO₂e. Stiegen die absoluten CO₂-Emissionen des ÖBAG-Portfolios im CO₂-Monitoring 2021 aufgrund der Vollkonsolidierung der Borealis in der OMV sowie der Aras Kargo in der Österreichischen Post, so fanden im Jahr 2022 bei keinem Beteiligungsunternehmen größere Akquisitionen bzw. Vollkonsolidierungen statt. Die aufgrund des hohen Energiepreisniveaus im Jahr 2022 massiv gestiegenen Umsatzerlöse von OMV und Verbund bei Rückgang (OMV) bzw. vergleichsweise geringem Anstieg (Verbund) der absoluten CO₂-Ausstoßes führten zu einer signifikanten Verbesserung bei deren CO₂-Intensität und damit auch im gesamten ÖBAG-Portfolio.

Internationale Branchen-Vorreiter in vielen Bereichen
Das ESG-Monitoring-System der ÖBAG misst jährlich die Nachhaltigkeitsanstrengungen der Beteiligungen und vergleicht die Fortschritte mit der internationalen Leading Practice. Die im Rahmen des internationalen Benchmarkings und auf Basis der Analyse von Nachhaltigkeitsberichten und Studien identifizierten Verbesserungsmöglichkeiten werden in verschiedenen Sparring-Meetings mit diversen Stakeholdern (AufsichtsrätInnen, NGOs, akademischen Institutionen) diskutiert. Der Verbund, als Pionier der nachhaltigen Energiegewinnung, sowie die Österreichische Post, als Vorreiter der E-Mobilität, sind schon seit Jahren Branchenvorbilder in Bezug auf klimafreundliche Geschäftstätigkeit. Spannende Zukunftsinvestitionen der OMV in der Höhe von rund 13 Milliarden Euro bis 2030, um dem Konzern eine neue Richtung ohne Kohlenwasserstoff zu geben, sowie der energieeffiziente Glasfaserausbau der Telekom Austria stellen die ÖBAG-Beteiligungsunternehmen für die zukünftige nachhaltige Wertgenerierung im internationalen Branchenvergleich hervorragend auf. Mit der transparenten Darstellung der CO₂-Emissionen, baute auch die Bundesimmobiliengesellschaft ihre Marktposition im Bereich Klimaschutz und erneuerbare Energien im Gebäudesektor weiter aus.
Bernhard Gill beschäftigt sich mit der beteiligungsübergreifenden Analyse des ÖBAG Portfolios. Vor seinem Start bei der ÖBAG arbeitete er in der Unternehmensbewertung sowie in der Wirtschaftsprüfung, mit Einblicken in verschiedenste Branchen. Seine Auslandstätigkeit für das Außenwirtschaftscenter auf den Philippinen prägten sein Verständnis für globale Wirtschaftszusammenhänge.