Volkswirtschaftlicher Beitrag der ÖBAG-Unternehmen 2019 – 2021
Kerstin Plank und Hannes Zenz, 21.06.2022
Die ÖBAG hält bzw. verwaltet staatliche Anteile an elf Unternehmen im Gesamtwert von etwa 34,7 Mrd. Euro. Die sieben Unternehmen, die den größten Anteil des Portfoliowerts der ÖBAG ausmachen, beschäftigten 2021 allein in Österreich über 40.000 MitarbeiterInnen. Dabei handelt es sich um die APK Pensionskasse AG, die Bundesimmobiliengesellschaft mbH, die Casinos Austria AG, die OMV AG, die Österreichische Post AG, die A1 Telekom Austria AG und die Verbund AG. Neben der Sicherung von Arbeitsplätzen lösen die Beteiligungsunternehmen in Österreich durch die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen auch indirekte Wertschöpfungseffekte aus und führen zu Rückflüssen an die öffentliche Hand in Form von Steuern und Abgaben. Die Unternehmen – und damit auch die ÖBAG – leisten aufgrund ihrer wirtschaftlichen Größe somit einen bedeutenden Beitrag zur österreichischen Volkswirtschaft. Ziel der Studie ist die Quantifizierung der ökonomischen Effekte dieser sieben ÖBAG-Unternehmen für Österreich.
Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie beeinflusst das weltweite Wirtschaftsgeschehen maßgeblich und stellt auch die Unternehmen der ÖBAG vor Herausforderungen. Insbesondere das Jahr 2020 stand im Zeichen der Krise. Zu den Besonderheiten zählt beispielsweise das bundesweite Angebot an Unterstützungsleistungen für Unternehmen, allen voran die Corona-Kurzarbeit, welche sich auf die Höhe der ökonomischen Effekte der betroffenen Betriebe auswirken kann. Analysiert wurden die Jahre 2019, 2020 und 2021, wodurch sowohl die Effekte vor als auch während der Corona-Pandemie abgebildet werden können, die sich vor allem in den Ergebnissen des Jahres 2020 niederschlägt.
Methodisch wurde basierend auf den Input-Output-Tabellen von Statistik Austria eine „Input-Output-Analyse“ durchgeführt, um die ökonomischen Wirkungen des laufenden Betriebs und der Investitionen besagter Unternehmen zu untersuchen. Dadurch konnten direkte, indirekte und induzierte Effekte erfasst werden. „Direkte Effekte“ entstehen bei den Unternehmen selbst, während „indirekte Effekte“ auf die von den ÖBAG-Unternehmen bezogenen Vorleistungsgüter und -dienstleistungen zurückzuführen sind. „Induzierte Effekte“ werden zum einen durch die ausgegebenen Gehälter der direkt und indirekt Beschäftigten (konsuminduziert) und zum anderen durch die Investitionen der Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette (investitionsinduziert) ausgelöst. Zusätzlich wurden die Wirkungen auf die 74 Wirtschaftssektoren der österreichischen Version der „NACE“-Klassifikation, kurz „sektorale Effekte“, berechnet.
Die Ergebnisse zeigen den volkswirtschaftlichen Beitrag der ausgewählten sieben Unternehmen inklusive ihrer vollkonsolidierten Tochterunternehmen am Standort Österreich
- mit ihrer gesamten inländischen Geschäftstätigkeit und
- anteilsmäßig (nur mit dem jeweiligen Anteil, den die ÖBAG hält).
Dabei variieren die ÖBAG-Anteile an den sieben Unternehmen zwischen 28,4 Prozent (Telekom) und 100 Prozent (Bundesimmobiliengesellschaft). Als zentrale wirtschaftliche Größen werden die Bruttowertschöpfung, der Beitrag der Unternehmen zum österreichischen Bruttoinlandsprodukt (BIP), die jeweils für ein Jahr neu geschaffenen oder gesicherten Beschäftigungsverhältnisse und das steuerliche Aufkommen ausgewiesen.
Die zentralen Ergebnisse sind hier zusammengefasst*:
2019
- Bruttowertschöpfung: 14,7 Mrd. Euro (gesamt) bzw. 6,7 Mrd. Euro (anteilsmäßig)
- Anteil an der Wirtschaftsleistung: jeder 24. in Österreich verdiente Euro (4,1% des BIP) steht mit den ÖBAG-Unternehmen (gesamt) im Zusammenhang
- Gesicherte Beschäftigungsverhältnisse: 145 Tsd. (gesamt) bzw. 67 Tsd. (anteilsmäßig)
- Steuern und Abgaben: 8,8 Mrd. Euro (gesamt) bzw. 3,5 Mrd. Euro (anteilsmäßig)
2020
- Bruttowertschöpfung: 12,9 Mrd. Euro (gesamt) bzw. 6,1 Mrd. Euro (anteilsmäßig)
- Anteil an der Wirtschaftsleistung: jeder 26. in Österreich verdiente Euro (3,8% des BIP) steht mit den ÖBAG-Unternehmen (gesamt) im Zusammenhang
- Gesicherte Beschäftigungsverhältnisse: 131 Tsd. (gesamt) bzw. fast 63 Tsd. (anteilsmäßig)
- Steuern und Abgaben: 7,7 Mrd. Euro (gesamt) bzw. 3,2 Mrd. Euro (anteilsmäßig)
2021
- Bruttowertschöpfung: 18,0 Mrd. Euro (gesamt) bzw. 8,0 Mrd. Euro (anteilsmäßig)
- Anteil an der Wirtschaftsleistung: jeder 20. in Österreich verdiente Euro (5,0% des BIP) steht mit den ÖBAG-Unternehmen (gesamt) im Zusammenhang
- Gesicherte Beschäftigungsverhältnisse: 157 Tsd. (gesamt) bzw. 73 Tsd. (anteilsmäßig)
- Steuern und Abgaben: 9,4 Mrd. Euro (gesamt) bzw. 3,8 Mrd. Euro (anteilsmäßig)
Der Vergleich der Gesamteffekte (direkt, indirekt und induziert) von 2019 und 2020 erlaubt eine Einschätzung des Kriseneffekts, während sich im Jahr 2021 eine deutliche wirtschaftliche Erholung bemerkbar macht. Die Vollkonsolidierung der Borealis durch die OMV Ende Oktober 2020 hat ebenfalls zur deutlichen Steigerung der Effekte im Jahr 2021 beigetragen. Zum Teil ist der Anstieg auch auf Preissteigerungen, unter anderem bei Öl und Gas, zurückzuführen.
* Es werden die Gesamteffekte ─ die Summe der direkten, indirekten und induzierten Effekte ─ erstens für die ÖBAG-Unternehmen gesamt und zweitens in Bezug auf die ÖBAG-Anteile (anteilsmäßig) dargestellt.
Kerstin Plank studierte Sozioökonomie an der WU Wien und arbeitet derzeit als Researcher am Institut für Höhere Studien in der Forschungsgruppe „Regionalwissenschaft und Umweltforschung“.
Hannes Zenz studierte Betriebswirtschaft an der WU Wien und ist ebenfalls als Researcher in der Forschungsgruppe „Regionalwissenschaft und Umweltforschung“ am IHS tätig.