Nachhaltigkeit als Challenge für uns alle
Bettina Meinhart und Lea Kießling, 21.06.2021
Nachhaltigkeit gewinnt in den Portfoliounternehmen der ÖBAG sukzessive an Bedeutung – analysiert eine Gruppe von Studierenden in dem von der ÖBAG und der Sustainability Challenge betreuten Projekt. Sichtbar wird dies beispielsweise durch Umstrukturierungen in den Unternehmen selbst. So wurde im Jahr 2021 sowohl in der Telekom Austria AG als auch in der OMV AG eine eigene Stabstelle unter dem CEO eingerichtet. Auch die Österreichische Post AG hat im vergangenen Jahr 2020 ihre integrierte Unternehmens- und Nachhaltigkeitsstrategie erneuert.
Die „Sustainability Challenge“
Über zwei Semester lang beschäftigten sich sechs Studierende mit ökologischer und sozialer Verantwortung in den Portfoliounternehmen – einem Projekt im Rahmen der universitätsübergreifenden „Sustainability Challenge“, bei der die ÖBAG als Projektpartnerin beteiligt war.
Im Mittelpunkt stand die Analyse der Beiträge von sechs ÖBAG-Beteiligungen – Verbund AG, OMV AG, BIG Konzern, Casinos Austria AG, Telekom Austria AG und Österreichische Post AG – zu einer nachhaltigen Entwicklung. Betrachtet wurden branchenspezifische Herausforderungen, bereits gesetzte Ziele und Maßnahmen sowie weitere Entwicklungspotenziale.
Vorgehensweise
Als Untersuchungsrahmen des Projektes wurden vier der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) ausgewählt, ihre Unterziele gründlich studiert und daraus sechs verschiedene Fokusthemen abgeleitet – Klimaschutz, Umweltauswirkungen, Diversität, Menschenwürdige Arbeit, Strategieimplementierung und Partnerschaften. Diese Fokusthemen wurden in Environmental, Social und Governance (ESG) Faktoren unterteilt.
Die ökologische sowie soziale Verantwortung von Unternehmen gegenüber der Gesellschaft und zukünftigen Generationen umfasst all diese Themen. Im Rahmen der Strategieimplementierung interessierte die Studierenden vor allem, ob das Thema Nachhaltigkeit mittel- und langfristig mitgedacht wird und im Kerngeschäft verankert ist; aber auch ob Produkte, Prozesse und Dienstleistungen nachhaltigkeitsorientiert gestaltet werden.
Die methodische Herangehensweise basierte auf einer Detailanalyse der Nachhaltigkeitsberichterstattung der Portfoliounternehmen. Auf Basis der öffentlich zugänglichen Informationen wurden Interviews mit ExpertInnen aus Wissenschaft, Beratungsunternehmen und NGOs geführt. Durch eine Analyse der Stakeholderlandschaft des Projekts, konnten geeignete InterviewpartnerInnen gewonnen werden. Ziel der Gespräche war es, die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen zu analysieren, mögliche sozial-ökologische branchenspezifische Herausforderungen zu diskutieren und Handlungspotenziale für die sechs Unternehmen zu erarbeiten. Auch allgemeine Fragen wurden gestellt, wie zum Beispiel: Was zeichnet ein Unternehmen aus, dass es in der Gesellschaft als nachhaltig wahrgenommen werden kann? Welche Rolle spielen die SDGs? Was bedeutet ein Lieferkettengesetz?
Ein weiterer wesentlicher Schritt war die Durchführung von Interviews mit Verantwortlichen aus den Unternehmen selbst, um die interne Sichtweise offen gebliebener Fragen zu diskutieren und um über die Nachhaltigkeitsberichterstattung hinaus einen Einblick in die Strukturen zu bekommen. Durch die Konsolidierung des gewonnenen Wissens wurden geeignete Verbesserungspotenziale in puncto eines Beitrags zu einer nachhaltigen Entwicklung formuliert. Dadurch soll der Wissensaustausch zwischen den Unternehmen ermöglicht und Veränderungen angestoßen werden.
Bisherige Erkenntnisse
Jedes der Unternehmen hat seine eigenen Herausforderungen und Hebel, um zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Sie müssen sich dabei mit vielen Aspekten auseinandersetzen und rechtzeitig überlegen, wie sie agieren, um zukunftsfähig zu bleiben. Die SDGs können hierbei als ein ganzheitlicher, internationaler Trendradar betrachtet werden. Wichtig ist es, sie zu verstehen und Zusammenhänge zu erkennen. Die sechs Beteiligungen nehmen laut ExpertInnenmeinung als teilstaatliche Unternehmen eine Vorbildfunktion gegenüber der Privatwirtschaft ein. Diese Position sollte ernstgenommen und als Chance für Veränderung verstanden werden.
Die bisherige Auswertung der Nachhaltigkeitsberichte und der Unternehmensinterviews lässt darauf schließen, dass Nachhaltigkeit in den Beteiligungsunternehmen an Bedeutung gewinnt. Der Zugang zu Veränderung und wie Nachhaltigkeit gelebt wird, ist jedoch in den Unternehmen sehr unterschiedlich. In manchen Beteiligungen wirkt es so als wäre eine intrinsische Motivation vorhanden. Bei der Post scheint das Thema bereits auf verschiedenen Ebenen und im strategischen und operativen Kerngeschäft angekommen zu sein. In anderen Beteiligungen wie der Telekom Austria werden als treibende Kraft unter anderem die Science Based Targets und interessierte InvestorInnen gesehen, die Bewusstsein für Nachhaltigkeit einfordern.
Folgende Fragen werden im Projektbericht behandelt
- Wieso ist Nachhaltigkeit ein Konfliktthema und welche Bedenken kommen aus der Wissenschaft und Gesellschaft? Welche Rolle spielen die SDGs oder Gesetze wie beispielsweise ein Lieferkettengesetz?
- Mit welchen branchenspezifischen sozial-ökologischen Herausforderungen sind die Beteiligungsunternehmen konfrontiert? Wie ist die eigene Einschätzung der Unternehmen und was sagen die ExpertInnen?
- Wie ist der Status-Quo? Welche Strategien, Ziele und Maßnahmen werden in den Unternehmen verfolgt? Wo liegen Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
- Was bedeutet eigentlich CO2 Neutralität, wie und bis wann soll sie erreicht werden?
- Welche Handlungsempfehlungen konnten für die sechs Unternehmen aus den ExpertInneninterviews gewonnen werden?
Antworten auf diese Fragen werden gemeinsam mit den Beteiligungsunternehmen der ÖBAG diskutiert und in einem Projektbericht vorgelegt.
Bettina Meinhart studiert Volkswirtschaft an der WU Wien und fokussiert sich dabei auf die Themen Internationale Wirtschaft und Umweltpolitik.
Lea Kießling studiert Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der Universität für Bodenkultur, Wien und beschäftigt sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Thema Nachhaltigkeit.