Nachhaltiges Investieren – ja, aber warum?
Poul Thybo, 28.10.2024
Die APK Pensionskasse AG (APK) sieht sich als langfristige Investorin und ist davon überzeugt, dass die Integration von ESG-Kriterien im Investmentansatz einen Mehrwert bringt.
Unternehmen, die materielle ESG-Aspekte integrieren, zeigen tendenziell eine höhere operationelle Effizienz, Innovation und Resilienz auf, was sich in langfristigem Wachstum und Profitabilität niederschlagen kann. Die Annahme, dass nachhaltiges Investieren immer und sofort zu einer höheren Rendite führt, wird von uns jedoch nicht geteilt. Die Integration von Nachhaltigkeitskriterien in den Investmentprozess soll vielmehr als Teil des Risikomanagements verstanden werden und dazu beitragen, das eingegangene Risiko zu reduzieren oder zumindest besser zu verstehen. In diesem Sinne soll die Integration von Nachhaltigkeitskriterien dazu beitragen, langfristig bessere Anlageentscheidungen zu treffen.
Ist nachhaltiges Investieren nur als Risikomanagement-Tool für Pensionskassen relevant?
Nachhaltige Entwicklung und die Übernahme von Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft sind für die APK sehr wichtig. Dieser Ansatz ist mit dem österreichischen Pensionskassengesetz in Einklang zu bringen, das vorgibt, die Vermögenswerte zum größtmöglichen langfristigen Nutzen der Berechtigten anzulegen. Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch wirken mag, wird von der APK im Investitionsansatz vereint: regulatorische Anforderungen und das Erreichen von sozialen und/oder ökologischen Verbesserungen.
Wie können Pensionskassen mit ihren nachhaltigen Investitionen zu einer positiven Entwicklung beitragen?
Wenn viele Investoren sich verpflichten, nur in Unternehmen zu investieren, die nachhaltig wirtschaften, entsteht eine Hebelwirkung und Motivation für andere Unternehmen, sich ebenfalls zu verbessern. Auch ist das Thema Reputationsrisiko für uns als öffentlicher Investor relevant: Wer möchte zum Beispiel Aktien von einem Unternehmen kaufen, das sich explizit als nicht-nachhaltig deklariert?
Um das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung zu erreichen, sind neben uns Finanzinvestoren noch weitere Akteur:innen gefordert:
- Rahmenbedingungen: Die Politik muss mit gezielten Rahmenbedingungen die Grundlagen für einen nachhaltigen Wandel im Konsumverhalten schaffen. Subventionen, steuerliche Maßnahmen oder Schwerpunktprogramme können hierbei wirkungsvolle Lenkungselemente sein.
- Konsument:innen: Diese sind gefordert, ihr Kaufverhalten auf nachhaltige und regionale Angebote zu fokussieren.
- Finanzinvestoren: Sie sollen und müssen dazu beitragen, langfristige Investitionen in nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten und Projekte zu erhöhen. Hierbei kann entweder breit (z.B. im Sinne der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der United Nations) investiert werden oder der Fokus auf Teilbereiche wie zum Beispiel den Klimaschutz gelegt werden. Viele Investoren, darunter auch die APK, haben im Laufe der Zeit unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt.
Was hat die APK bisher gemacht?
Die APK Pensionskasse AG begann bereits 2006 mit der Entwicklung eines Nachhaltigkeitsansatzes, der auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung eingeführt und durch Chinas WTO-Beitritt 2001 beschleunigt wurde. Ziel war, die Unternehmensbestände im Portfolio auf ihre soziale und ökologische Verantwortung hin zu überprüfen. Der UN Global Compact, der Prinzipien in den Bereichen Arbeitsnormen, Menschenrechte, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung festlegt, diente der APK als Orientierung.
In Zusammenarbeit mit externen Expert:innen wurden halbjährliche Überprüfungen der Portfolio-Unternehmen durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Unternehmen im Portfolio grundlegenden sozialen und ökologischen Standards entsprechen. Weil das ESG-Konzept nie als ein statisches Projekt gesehen wurde, sondern als ein Prozess, bei dem laufende Verbesserungen und Weiterentwicklungen erforderlich sind, erweiterte die APK ihren Nachhaltigkeitsschwerpunkt um Aspekte wie Energieeffizienz und den Umgang mit Rohstoffressourcen. Durch die Zusammenarbeit mit einem neuen Partner (MSCI ESG) wurden außerdem die Überprüfungsmöglichkeiten weiter ausgebaut. Das ermöglicht eine differenzierte Bewertung von Nachhaltigkeit. Die daraus resultierenden Rahmenbedingungen wurden im selbstentwickelten Nachhaltigkeitskonzept „APK Responsible Investment Guidelines“ festgehalten.
Der erhöhte Schwerpunkt der Gesetzgeber auf die Integration von Nachhaltigkeit, insbesondere Klimaschutz, in den regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Rahmen der Finanzbranche trug dazu bei, dass zusätzlich zu den selbstgesetzten Zielen der Finanzinvestoren nun auch regulatorische Anforderungen zu erfüllen sind. Das betrifft auch die APK, die insbesondere die Anforderungen der Offenlegungsverordnung und zukünftig eventuell auch die Nachhaltigkeitsberichterstattung nach EU-Standards zu erfüllen hat.
International ausgerichtete Anlagepolitik
In ihrer Anlagepolitik ist die APK breit und international ausgerichtet. Das Portfolio umfasst unterschiedliche Anlageinstrumente und Asset-Klassen, und dies breit gestreut über alle wichtigen Märkte der Welt. In der Praxis bedeutet das, dass ESG-Daten von vielen, teilweise sehr unterschiedlichen Asset-Klassen (Aktien, Anleihen, Alternatives etc.) erhoben, verarbeitet und evaluiert werden müssen. Um hierbei einen Standard zu setzen, der für alle Asset-Klassen funktioniert und von allen externen Manager:innen anwendbar ist, wurde das Nachhaltigkeitskonzept der APK nochmals weiterentwickelt.
Ausschluss und Positivkriterien
Die Weiterentwicklung von den “APK Responsible Investment Guidelines” zum “APK Delta” stellt eine umfassende und entschlossene Nachhaltigkeitsentwicklung dar, die sowohl Ausschluss- als auch Positivkriterien integriert und durch sorgfältige Analyse- und Bewertungsprozesse unterstützt wird. Mit dieser Entwicklung wollen wir unser Engagement als führender nachhaltiger Investor unterstreichen, der kontinuierlich seine Praktiken verbessert, um den globalen Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht zu werden.
Zusammengefasst konzentrieren wir uns in den Investitionsentscheidungen auf die Nachhaltigkeitsziele „Do no harm“, „Invest for change“ und „Improve transparency“. Die APK stellt hohe Anforderungen an die Nachhaltigkeitsqualität ihres Portfolios und dessen einzelner Komponenten. Das Nachhaltigkeitskonzept “APK Delta” findet in allen Asset-Klassen und Kundenportfolios (Veranlagungs- und Risikogemeinschaften) Anwendung. Das Konzept sowie die Dokumente zu den nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungspflichten sind auf der Webseite der APK abrufbar.
Lohnt sich die Arbeit?
Wir können diese Frage mit „Ja“ beantworten. Es ist uns gelungen, dass das Portfolio nachhaltiger wird, ohne dass es zu einer geringeren Performance gekommen ist. Ganz im Gegenteil: Die Performance der APK liegt seit vielen Jahren über dem Marktdurschnitt (siehe dazu: Geschäftsbericht 2023). Auch das Risiko ist ebenfalls nicht gestiegen. Das Anlageportfolio ist weiterhin sehr breit diversifiziert und weist kein „Klumpenrisiko“ in bestimmten Sektoren (z. B. erneuerbare Energien) oder in einzelnen Unternehmen auf. Warum haben wir es so gemacht? Die Welt ist mit vielen großen Problemen konfrontiert, und wir wollen dazu beitragen, dass Lösungen gefunden werden, ohne dass es zu einer Reduktion der langfristigen Anlageergebnisse kommt.
Poul Thybo ist seit 2006 in verschiedenen Rollen in der APK-Gruppe tätig. Seit 2022 ist er Head of Investment bei der APK Pensionskasse AG. Er war zudem international aktiv, unter anderem an der Copenhagen Stock Exchange.