Data Spaces for Sustainability: Gemeinsam zu nachhaltigen, datengetriebenen Innovationen
Tobias Hofer, 21.12.2022
Innovationspotential gefangen in Datensilos
Tagtäglich werden Milliarden von Daten generiert: Jeder Klick, jeder Schritt und jeder Pulsschlag werden von verschiedensten Organisationen dokumentiert und gesammelt. Daten sind zur zentralen Ressource unserer Zeit geworden und haben damit eine besondere Wichtigkeit für wirtschaftliche Anschlussfähigkeit. Dann, wenn diese dafür genutzt werden, Maschinen, Prozesse, Produkte, Energie- oder Verkehrsströme zu steuern und zu optimieren. Das Problem: Die Datensammlung geschieht meist abgeschottet in Datensilos innerhalb einer Organisation, die bestmöglich vor dem Zugriff Externer geschützt wird. Der Wert der Daten als Wirtschaftsgut ist zwar oft bekannt, dem Austausch, Teilen oder sogar Handeln mit Daten stehen die meisten jedoch noch skeptisch gegenüber. Zusätzlich hindern technische und rechtliche Herausforderungen eine gemeinsame Nutzung. Ein Datenaustausch geht daher oft nicht über einen bilateralen, durch komplizierte Verträge geregelten Austausch hinaus. Das hemmt die Entstehung einer erfolgreichen Nachhaltigkeitspolitik, innovativer Leistungsangebote und automatisierter Organisationsprozesse.
Daten sind Teil der Lösungen, die wir für eine nachhaltige Zukunft brauchen
Aufgrund der zunehmenden Bedrohung durch Umweltkatastrophen und den Folgen des Klimawandels steigt die unbedingte Notwendigkeit, in allen Lebens- und Arbeitsbereichen auf nachhaltigere Konzepte umzustellen. Der Europäische Grüne Deal und die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen definieren ambitionierte Vorgaben und fordern ein schnelles Handeln. Genau hier setzt der Green Data Hub an: durch die gemeinsame und sichere Nutzung von Daten in einem nachhaltigen europäischen Daten-Service-Ökosystem können praxisnahe Lösungen entwickelt werden, um die derzeitigen klima- und umweltbezogenen Herausforderungen zu meistern.
Souveräne gemeinsame Nutzung in Data Spaces for Sustainability
Data Sharing als Lösungsansatz: Ein Data Space ist eine einfache und streng kontrollierte Alternative für das Teilen von Daten entsprechend den internationalen Standards. In einer dezentralen Infrastruktur werden Daten mit gleichen Standards und Regeln für die gemeinsame Nutzung zwischen vertrauenswürdigen Partnern verfügbar gemacht. Daten werden nicht zentral gespeichert, sondern verbleiben an der Quelle und werden nur bei Bedarf und unter bestimmten Regeln zur Verfügung gestellt, zum Beispiel für einen bestimmten Use Case.
In einem Daten-Service-Ökosystem werden durch die Zusammenarbeit von datenproduzierenden, -verarbeitenden und -nutzenden Organisationen Geschäftsmodelle und Services entwickelt und optimiert. Der Green Data Hub der Data Intelligence Offensive (DIO) lädt als starke Vernetzungsplattform mit über 180 StakeholderInnen alle Organisationen entlang der Datenwertschöpfungskette dazu ein, gemeinsam die Energie- und Mobilitätswende, die Kreislaufwirtschaft und digitalen Klimazwillinge voranzutreiben. Gemeinsam mit Wirtschafts-, Forschungs- und Business-Development-PartnerInnen werden in Data Spaces kooperative nachhaltige Use Cases entwickelt, welche gleichzeitig zum Umweltschutz beitragen und Business Value schaffen. Die folgenden beiden Use Cases, die unter anderem durch den Green Data Hub entstanden sind, bieten einen Einblick in die Funktionsweise eines Daten-Service-Ökosystems.
Use Case „Effizienzoptimierung im Fernwärmenetz“
Eine alpine Gemeinde deckt bis zu 90 Prozent des Wärmebedarfs mittels Fernwärme. Der Verbrauch ist stark von touristischer Frequenz und Auslastung abhängig. Die Problemstellung für diesen Use Case war die fehlende Informationsgrundlage für den effizientesten Einsatz von Biomasse für eine bedarfsgerechte Versorgung der Region. Im Daten-Service-Ökosystem werden mehrere Datenquellen souverän verknüpft: Mobilfunkfrequenzdaten eines Mobilfunkanbieters, Energieverbrauchsdaten des Energiebetreibers, Kalenderdaten aus Open-Source-Quellen, Wetterdaten eines Wetterdienstes und Nächtigungsdaten der Tourismusorganisation. Dadurch wird ein Prognosemodell als Informationsbasis geschaffen, das intelligente und optimierte Entscheidungen ermöglicht. Das bewirkt auf der einen Seite einen Geschäftswert durch einen effizienteren Betrieb des Kraftwerks und die Steuerung von Abnahmeschwankungen. Auf der anderen Seite wird durch die Einsparungen von Biomasse als Energieträger zum Umweltschutz beigetragen sowie eine skalierbare Lösung für eine nachhaltigere Energiewirtschaft geschaffen.
Use Case „Thermische Erdbeobachtung für das Wärmemanagement“
Die Beheizung und Kühlung von Wohngebäuden und Industrieprozessen verursacht erhebliche Treibhausgasemissionen. Die Problemstellung für diesen Use Case war eine fehlende Informationsbasis, um ungenutzte Temperaturunterschiede aufzuspüren. Dafür werden verschiedene Erdbeobachtungsdaten im Daten-Service-Ökosystem souverän miteinander verknüpft und für die thermische Überwachung und Erkundung genutzt. Das ermöglicht die Überwachung und (predictive) Maintenance von ineffizienten Wärmeübergängen, die Planung von Investitionen für die Systemstabilität, eine Kartierung von Bereichen mit verfügbarer Abwärme für erhöhten Kühl- und Heizbedarf sowie für die Gemeindepolitik die Planung von Gegenmaßnahmen gegen städtische Hitzeinseln.
Best Practice: Data Science Challenge
Die Entwicklung datengetriebener innovativer Lösungen für Problemstellungen stand auch im Mittelpunkt der von der ÖBAG initiierten Sustainability Data Science Challenge. Der Wettbewerb, der gemeinsam mit Capgemini und Microsoft umgesetzt wurde und an dem vier Portfoliounternehmen der ÖBAG partizipierten (A1 Telekom, BIG, Österreichische Post und VERBUND), hatte unter anderem zum Ziel, mittels Advanced Analytics den Carbon-Footprint von Liegenschaften zu reduzieren und den Biodiversitätsgrad zu analysieren.
Technologien und Daten alleine werden natürlich nicht ausreichen, um die Klimakrise oder Energieversorgungsthemen zu lösen. Branchenübergreifende und kooperative Initiativen, wie sie zum Beispiel von der ÖBAG und dem Green Data Hub vorangetrieben werden, bieten jedoch die Chance Lösungsmodelle zu entwickeln, die in Folge vielen weiteren Unternehmen zugutekommen können.
Ein Daten-Service-Ökosystem lebt von der größtmöglichen Vielfalt an unterschiedlichen Akteuren und Datenbeständen. Nur durch organisations- und länderübergreifende Zusammenarbeit entsteht ein mehrwertiger Nutzen für die Allgemeinheit. Kooperation ist dabei die leitende Maxime, um Datensilos abzubauen.
Tobias Hofer ist bei der Data Intelligence Offensive als Green Data Hub Community & Communications Manager tätig und ist auch für das Use Case-Management des Green Data Hub verantwortlich.