Drohnen und ihre vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten
Jan Klajnert, 30.05.2022
In den letzten Jahren haben es unbemannte Fluggeräte geschafft, immer weiter in neue Branchen vorzudringen. Viele Menschen denken dabei unmittelbar an die Rüstungsindustrie oder an kleine Drohnen für Hobbypiloten. Die großen Fortschritte in der Drohnentechnologie werden aktuell jedoch in ganz anderen Bereichen gemacht. Von schnellen Lieferungen zur Hauptverkehrszeit bis hin zum Scannen eines von Waldbrand betroffenen Gebietes – Drohnen erweisen sich vor allem auch an Orten besonders nützlich, wo der Mensch kaum oder nur unter immensen Aufwand Zugang hat.
Logistik: Megatrend Drohnentechnologie
Die Steigerung der Arbeitseffizienz und -produktivität, die Senkung des Arbeitsaufwands und der Produktionskosten, die Optimierung von Service und Kundenbeziehungen und die Lösung von Sicherheitsproblemen in großem Umfang sind nur einige der Gründe, warum immer mehr Drohnenanbieter in den Markt drängen. Die Einführung der Drohnentechnologie in verschiedenen Branchen hat sich relativ schnell von einer Modeerscheinung zu einem Megatrend entwickelt, da immer mehr Unternehmen das Potenzial, den Umfang und die globale Reichweite der Drohnen erkannt haben.
Kommerzielle Drohnentechnologie
Drohnen gibt es in allen Formen und Größen, von kleinen und preiswerten Ein-Rotor-Geräten bis hin zu großen, weit über 1.000 Euro teuren Quadcoptern mit GPS, mehreren Kamera-Arrays und Livevideo-Steuerung. Auch gibt es am Markt bereits Lastendrohnen, die bis zu 120 Kilo zuladen und dabei mehrere Stunden fliegen können. Im Jahr 2023 soll es bereits Serienmodelle mit einer Ladekapazität von 200 Kilo geben. Der US-amerikanische Zustellriese Amazon testet die Paketzustellung per Drohne bereits seit 2013. Und, seit 2020 werden erste Kunden – nachdem die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA eine Sondergenehmigung (ebenso an UPS und Google) ausgestellt hat – per Drohnenzustellung beliefert. Das dahinterliegende Ziel von Amazon ist, dass künftig ausgewählte Einkäufe binnen 30 Minuten zugestellt werden sollen. Aber auch in Europa ist die Drohnentechnologie auf dem Vormarsch. So testet derzeit ein großer deutscher Automobilzulieferer den Einsatz von Drohnen-Prototypen auf seinem weitläufigen Firmenareal. Die Drohnen transportieren Ersatzteile vom Zentrallager zu den dezentralen Werkstätten und entlasten dadurch den klassischen Werksverkehr auf dem Firmenareal.
Auch die Beteiligungen der ÖBAG forschen an möglichen Use-Cases mit Drohnen. Die Österreichische Post AG hat bereits im Jahr 2017 gemeinsam mit mehreren Technologiepartnern das Potenzial von autonomen Liefersystemen erprobt. Die A1 Telekom Group hat ebenfalls ein Projekt mit Frequentis initiiert und entwickelt ein System zur zuverlässigen Drohnenerkennung. Mobilfunknetze könnten im zukünftigen Drohnenmanagement neben der angesprochenen Drohnenerkennung auch die Steuerung außerhalb der Sichtweite (Beyond Visual Line of Sight, BVLOS) gewährleisten. Beim Stromversorger VERBUND könnte es beispielsweise Einsatzmöglichkeiten bei der Inspektion von Wasserkraftwerken im schwer zugänglichen Gelände oder den Rotorblättern von Windrädern geben. Dies wird derzeit evaluiert.
Anwendungen /Grafik:
https://www.allerin.com/blog/10-stunning-applications-of-drone-technology
Fehlende Regulierung
Mit den steigenden Verkaufszahlen von zivilen Drohnen nehmen auch die Sicherheitsbedenken der Regulierungs- und Strafverfolgungsbehörden zu, da es in der Vergangenheit immer wieder zu Kollisionen von Drohnen mit Flugzeugen und Abstürzen auf Sportveranstaltungen kam. Bisher haben sich die Gesetzesgeber nur sehr begrenzt mit dem Thema Drohnen befasst. Die EU arbeitet zwar an einer Drohnenstrategie, jedoch konnten bis dato nur wenige Fortschritte erzielt werden.
Insgesamt gibt es hinsichtlich des Einsatzes von Drohnentechnologie immer noch eine Fülle an offenen Fragen – angefangen von der Luftraumsteuerung über neue Ausbildungsberufe bis hin zum Thema Lärmgrenzwerte, Haftung bei Unfällen und nicht zuletzt Persönlichkeitsrechte von MitarbeiterInnen und Bürgern. Aus diesen Gründen hat u.a. die Deutsche Post DHL Group letztes Jahr mitgeteilt, die Entwicklungen in diesem Bereich vorläufig einzustellen. Es scheint daher dringend notwendig, die offenen Fragen und Kritikpunkte an dieser Technologie zu diskutieren und zu klären, damit die Innovationsfähigkeit der Unternehmen und der Wille, sich an der Entwicklung neuer Technologien zu beteiligen, aufrecht erhalten bleibt. Schlussendlich stellt die Drohnentechnologie auch für europäische Unternehmen eine Chance dar, ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern.
Anmerkung: Die militärische Nutzung von Drohnentechnologie wird in diesem Beitrag außen vorgelassen.
Jan Klajnert betreut in der ÖBAG Unternehmen aus dem Logistik- und Finanzdienstleistungssektor. Darunter fallen die Österreichische Post AG ebenso wie die APK Pensionskasse AG sowie einige Abwicklungsgesellschaften. Er verfügt über eine mehr als zehnjährige Erfahrung im Beteiligungsmanagement von Unternehmen und war davor in der M&A-Beratung tätig, wo er an mehreren Transaktionen beteiligt war.