Innovationstreiber: Cross-Industry und Startups
Bereits vor einigen Jahren haben etablierte Großunternehmen Kooperationen mit Startups als eine wesentliche Innovationsquelle zur Weiterentwicklung des eigenen Geschäftsmodells entdeckt. Die Unternehmen schätzen dabei nicht nur den Outside-In Blick auf das eigene Business und das grundsätzliche Infrage stellen sämtlicher Systeme, Prozesse und Produkte. Vor allem die Geschwindigkeit, mit der Ideen aufgebracht und bis zur Umsetzbarkeit entwickelt werden, ist ein wesentlicher Vorteil solcher Kooperationen und eine äußerst attraktive Alternative zur herkömmlichen betriebsinternen Forschung und Entwicklung.
Mittlerweile wurde auch im deutschsprachigen Raum eine Vielzahl an Programmen zur Kooperation mit und zur Förderung von Startups entwickelt. Dabei zeigte sich zuletzt ein Trend hin zur immer stärkeren Spezialisierung diverser Initiativen. Dies soll gewährleisten, dass die Erwartungen der Corporate Partner möglichst treffsicher erfüllt werden und Jungunternehmer zielgerichtet angesprochen werden können.
Der VERBUND, Österreichs führendes Energieunternehmen, hat 2020 mit dem VERBUND X Accelerator ein Programm ins Leben gerufen, dessen Erfolg auf einem gänzlich anderen Zugang beruht: Offenheit für unterschiedliche Industrien und ein breiter internationaler Fokus.
Bewältigung komplexer Herausforderung durch sektorübergreifende Kooperation
Der Klimawandel und seine Folgen stellen Unternehmen aus unterschiedlichen Industriesektoren vor ähnliche Herausforderungen. Dies betrifft nicht nur, aber vor allem auch, die Infrastrukturunternehmen innerhalb des ÖBAG Portfolios – die effiziente Nutzung sauberer Energie stellt dabei den Schlüssel für eine ökologisch aber auch wirtschaftlich nachhaltige Ausrichtung des Geschäftsmodells dar.
Der VERBUND X Accelerator bietet eine offene Plattform für die Entwicklung innovativer Lösungsansätze für Unternehmen aus unterschiedlichsten Industrien. 2020 ist es durch die Aktivierung des ÖBAG Netzwerks zum Themenschwerpunkt „Energy & Infrastructure“ gelungen, vier weitere ÖBAG Beteiligungen von der Teilnahme an einer solchen Cross-Industry Initiative zu überzeugen: Durch die Einbindung von Ecosystem Partnern wie Google, voestalpine oder die Erste Group wurde der Industriefokus auch über das ÖBAG Universum erweitert und damit die Attraktivität für junge Startups gesteigert.
Während spezialisierte Akzeleratoren gut geeignet sind, für eng abgegrenzte Problemstellungen Lösungen mit Startups zu entwickeln, haben sich beim VERBUND X Accelerator die Vorteile einer breit angelegten, sektorübergreifenden Initiative bestätigt:
- Cross-Industry Learning & Kooperation
Die Zusammenarbeit mit Unternehmen aus unterschiedlichen Industrien ändert nicht nur den Betrachtungswinkel auf die Problemstellung selbst, sondern erweitert auch die Optionen der Lösungsansätze. So bietet etwa ein erweiterter Blick auf Wertschöpfungsketten innovative Lösungsansätze, welche isoliert betrachtet kaum in Frage gestellt würden.
- Attraktivität für vielfältige Startup Community
Viele Produktideen von JungunternehmerInnen beinhalten innovative Technologien, welche durchaus in unterschiedlichsten Anwendungsgebieten oder Industrien einsetzbar wären. Breit angelegte Startup-Initiativen bieten einen idealen Nährboden für die konkrete Ausgestaltung sowie wirtschaftliche Umsetzung solcher generischen Produktideen. Darüber hinaus sind Programme wie der VERBUND X Accelerator durch die Vielzahl an namhaften Corporate-Partnern attraktiv für aufstrebende Startups.
- Positiver Effekt für den Standort
Komplexe, alle Lebensbereiche umspannende Herausforderungen wie die Klimakrise führen dazu, dass wirtschaftliche Zusammenhänge von Grund auf hinterfragt und allenfalls angepasst werden müssen. Über den eigenen Tellerrand hinausreichende Innovationsvorhaben heimischer Schlüsselunternehmen sind nicht nur ein wichtiger Baustein für das Erreichen der Klimaziele, sondern bilden auch das Fundament für die langfristige Absicherung des heimischen Wirtschaftsstandorts.
Innovation global denken und lokal umsetzen
Während heimische Projektpartnerschaften ein wichtiger Baustein für die Umsetzung neuer Technologien sein können, ist es für breit angelegte Innovationsinitiativen wesentlich, sich an eine globale Startup-Community zu richten. Im Rahmen des VERBUND X Accelerators wurde durch Kooperationen wie etwa mit der Stanford University oder RISE, der größten Technologie-Startup-Plattform am asiatischen Markt, eine internationale Reichweite erzielt.
Trotz der Covid-19-Pandemie haben sich in Summe über 300 internationale Bewerber aus 42 Staaten für die Teilnahme am VERBUND X Accelerator beworben.
Aus diesem sehr breiten Feld an internationalen Startups wurden 11 junge Unternehmen zur Teilnahme am Innovation Camp eingeladen. Daraus resultierten 6 Projekte, die zwischen Corporate Partnern und Startups in einer intensiven Acceleration-Phase auf deren Umsetzbarkeit hin evaluiert wurden.
Die Anwendungsfälle reichten von neuen Technologien zur Speicherung von grünem Wasserstoff bis hin zur Digitalisierung des Immobilienbestandes für ein nachhaltiges Gebäudemanagement. Planungen für eine Neuauflage des erfolgreichen Cross-Industry Accelerator laufen. Themen wie die Klimakrise und Corona hätten jedenfalls bereits gezeigt, dass es einen kooperativen Ansatz unterschiedlicher Player braucht, um erfolgreich zu sein.
ÖBAG-Direktor Martin Holzinger leitet das Operations-Team der Staatsholding. Er verfügt über rund 15 Jahre Erfahrung in den Bereichen Strategie, Beratung und M&A in der Finanzdienstleistungsbranche in Österreich und CEE.