Nachhaltigkeit als Wertschöpfungsfaktor

Kerstin Hosa, 06.07.2021
Zahlt sich Nachhaltigkeit aus? Kann die Finanzindustrie die Welt verbessern? Und wie kann konstruktiver Austausch im Bereich Nachhaltigkeit funktionieren? Im Sinne der verstärkten Vernetzung internationaler und heimischer Entscheider lud die ÖBAG am 29. Juni 2021 zu einer hybriden Konferenz. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen die verschiedenen Bemühungen nationaler wie internationaler Player zur Ankurbelung der Wirtschaft bei gleichzeitiger Ausrichtung der Unternehmen Richtung Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit ist eines der zentralen Leistungsversprechen der ÖBAG, und ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die ÖBAG ihre Verantwortung für den Standort wahrnehmen muss, indem wir gemeinsam mit unseren Beteiligungs-Unternehmen den Umbau der Wirtschaft Richtung Klimaneutralität vorantreiben.
Die Wirtschaft ist ein wichtiger Partner, wenn es um transformative Veränderungen im Bereich der Nachhaltigkeit geht. Gleichzeitig steigt der Handlungsdruck ganz direkt und von mehreren Seiten zugleich: InvestorInnen, Regulatoren und KundInnen fordern überprüfbare Nachhaltigkeit ein. Als Leitbetriebe in ihren Sektoren kommt den Beteiligungen der ÖBAG eine zentrale Rolle bei dieser großen Aufgabe zu. Gemeinsam mit den Portfoliounternehmen startete die Staatsholding 2020 einen Nachhaltigkeitsaustausch und setzte das Thema in allen ESG-Dimensionen auf ihre Agenda.
Marcus Wallenberg: „Es braucht Innovation im Kampf gegen den Klimawandel“
Marcus Wallenberg, Unternehmer und Vorsitzender der schwedischen Wallenberg-Stiftung, hob in seiner Keynote insbesondere den gemeinsamen Ansatz von Österreich und Schweden im Kampf gegen den Klimawandel hervor – Technologie und Innovation.
Um diese Ziele zu erreichen, sind laut Wallenberg jedoch zwei Grundvoraussetzungen erforderlich. Zum einen einheitliche Vorgaben der Regulatoren für internationale Konzerne, etwa den Preis für CO2-Emissionen, der auf einem internationalen Rahmen basiert. Angesichts des immensen Investitionsbedarfs zur Bewerkstelligung der Energiewende und Klimaneutralität forderte Wallenberg die „starke Beteiligung der globalen Finanzindustrie“ ein. Es brauche hier einen Schulterschluss zwischen der Finanzindustrie und den Regierungen weltweit.
Die Klimafrage beschäftigt uns auch in Schweden stark. Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht es insbesondere Innovation. Als Eigentümervertreter sind wir überzeugt, dass es durch nachhaltige Investments künftig gut gelingen kann, Wirtschaftswachstum, Wachstum für Unternehmen und die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen zu verknüpfen.
Für Annareeta Lumme-Timonen, Investment-Direktorin des finnischen Staatsfonds Solidium Oy, sieht das Thema Nachhaltigkeit bereits klar auf der Agenda jedes Finanzinvestors: „In der heutigen Zeit kann kein seriöser Finanzinvestor das Thema Nachhaltigkeit ignorieren. Wir sind überzeugt, dass eine professionelle Nachhaltigkeitsstrategie eine essenzielle Voraussetzung für eine nachhaltige Wertsteigerung ist. Es gibt also kein entweder oder, sondern nur beide Ziele gemeinsam.“ Co-Investoren von Solidium würden bereits heute sehr genau auf Nachhaltigkeitsmaßnahmen achten. Ein Beispiel sei etwa ein funktionierender Dialog mit relevanten Stakeholdern, beispielsweise bei Unternehmen im Rohstoffsektor.
Zahlt sich Nachhaltigkeit aus?
Viele Jahre herrschte das Paradigma vor, dass Nachhaltigkeit viel Geld koste. Doch das hat sich mittlerweile geändert. Mittlerweile belegen zahlreiche Studien, dass erfolgreiche Nachhaltigkeitsperformances den finanziellen Erfolg von Unternehmen positiv beeinflussen und auf einem langen Zeithorizont die finanzielle Leistung von Unternehmen durch Faktoren wie verbesserte Innovationsfähigkeit und Risiko-Management bestärken. OMV-Vorstand Alfred Stern bekräftigte in der Diskussion, dass es für eine nachhaltige Zukunft modernste Materialien und Produkte benötige. Daran arbeite die OMV gemeinsam mit dem Tochterunternehmen Borealis intensiv.
Man werde sich vor allem im Kernbereich der Kreislaufwirtschaft weiterhin intensiv engagieren. Die neue Strategie werde sich in den kommenden Jahren auch in entsprechenden Investitionen widerspiegeln. Stern: „Die Richtung ist klar. Wir werden die OMV in Richtung Chemie und Kreislaufwirtschaft weiterentwickeln. Entsprechend werden wir unsere Investitionen in diesen Bereich verlegen.“
Digitalisierung als Beitrag zur Energiewende
Welchen Beitrag die Digitalisierung zu einer nachhaltigen Umwelt und Gesellschaft beiträgt, das untersuchte der heimische ThinkTank EcoAustria mit dem renommierten Fraunhofer Institut. Der Megatrend Digitalisierung bietet auf Basis von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) erhebliche Potenziale für Effizienzverbesserungen und die Reduktion von Transaktionskosten in beinahe allen relevanten gesamtwirtschaftlichen Bereichen. Durch die Digitalisierung können positive gesamtwirtschaftliche Effekte für den Umwelt- und Klimaschutz entstehen. Monika Köppl-Turyna, die EcoAustria-Direktorin betonte in der Panel-Diskussion primär die Chancen von Digitalisierung und Nachhaltigkeit in Bezug auf die deutliche Reduktion der Co2-Emissionen. Thomas Arnoldner, CEO der A1 Telekom Austria Group, unterstrich in dem Zusammenhang, dass das Telekommunikationsunternehmen im Moment intensiv an Lösungen arbeite, um das steigende Datenvolumen vom Energieverbrauch zu entkoppeln. „Rund 90 Prozent unserer CO2-Emissionen werden durch den Stromverbrauch getrieben. Gleichzeitig steigt die Nutzung der Netze jährlich zwischen 40 und 50 Prozent an. Daher sehen wir uns an, wie wir diese Korrelation entkoppeln können. Gleichzeitig wechseln wir in immer mehr Ländern auf grüne Energie, nachdem unser Netz in Österreich bereits zu 100 Prozent CO2-neutral versorgt wird“, so Arnoldner.
„Veränderung hängt immer vom Tun ab“ unterstrich Thomas Riegler von der NGO The Natural Step Germany. Er plädierte dafür, dass noch mehr Unternehmen Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil ihrer Geschäftsstrategien begreifen. In Österreich gebe es bereits Umwelt-Pioniere in den diversen Industriebranchen und an diesen Best-Practices solle man sich in Zukunft noch stärker orientieren. Klare und einheitliche Indikatoren, an denen Nachhaltigkeit gemessen werden kann, sind hierfür jedoch notwendig.






Auf Einladung von ÖBAG-Vorstand Christine Catasta diskutierten 19 Teilnehmende wie wir Nachhaltigkeit umsetzen und den Klimawandel stoppen können. (Bild: Luiza Puiu)
Nina Wöss, Vorstandsvorsitzende AVCO, und Wolfgang Anzengruber vom ÖBAG-Beteiligungskomitee (Bild: Luiza Puiu)
Ana-Christina Grohnert, Vorstandsvorsitzende NGO Charta der Vielfalt und Alexander Egit, Geschäftsführer Greenpeace Zentral- und Osteuropa (Bild: Luiza Puiu)
Willi Hemetsberger, Founding Partner Ithuba Capital, Susanne Wendler, Vorstand Bank Austria, Wilhelm G. Schulz, Managing Director – Head of EMEA M&A, Citigroup und Eva-Maria Segur-Cabanac, Partner Baker McKenzie im Studio (Bild: Luiza Puiu)
Thomas Arnoldner, CEO A1 Telekom Austria, Monika Köppl-Turyna, Direktorin EcoAustria, Alfred Stern, Vorstand OMV diskutierten am Panel „Zahlt sich Nachhaltigkeit aus?“ (Bild: Luiza Puiu)
Hochrangige Referenten beim 3. ÖBAG-Forum
Mit Annareetta Lumme-Timonen, Investment Director beim finnischen Staatsfonds Solidium Oy Investment Company konnte ÖBAG-Vorstand Christine Catasta eine renommierte Vertreterin einer internationalen Beteiligungsholding begrüßen. Sie diskutierte mit Robert Chvátal, CEO SAZKA Group, Christina Verchere, CEO & President Executive Board OMV Petrom, und Dag Detter, Investment Advisor und Autor von „The Public Wealth of Nations“ zum Thema „Between value creation and ESG-goals”, wie sich die Rolle von (öffentlichen) Investoren beginnt zu verändern.
Alfred Stern, Vorstand der OMV und Thomas Arnoldner, CEO A1 Telekom Austria diskutierten gemeinsam mit Monika Köppl-Turyna, Direktorin EcoAustria und Thomas Riegler, Director NGO The Natural Step Germany über das Thema: Zahlt sich Nachhaltigkeit aus?
Über Green Finance und die Frage, ob die Finanzindustrie die Welt verbessern kann, diskutierten Susanne Wendler, Vorstand Bank Austria und Willi Hemetsberger, Founding Partner Ithuba Capital gemeinsam mit Wilhelm G. Schulz, Managing Director – Head of EMEA M&A, Citigroup und Eva-Maria Segur-Cabanac, Partner bei Baker McKenzie.
Mögliche Allianzen und Konfliktherde bei der Zusammenarbeit zwischen NGOs und Unternehmen loteten Alexander Egit, Geschäftsführer Greenpeace Zentral- und Osteuropa, Ana-Christina Grohnert, Vorstandsvorsitzende NGO Charta der Vielfalt, Wolfgang Anzengruber, Mitglied ÖBAG Beteiligungskomitee und Nina Wöss, Vorstandsvorsitzende AVCO (Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation) aus.
„Wachstumsbooster Nachhaltigkeit – Die Wirtschaft als Triebkraft und Profiteur“ lautete das Motto des 3. ÖBAG-Forums, zu dem die Staatsholding am 29. Juni 2021 lud. Zahlreiche prominente Speaker und Diskutanten folgten der Einladung.
Weiterführende Informationen zum Thema Nachhaltigkeit und was die ÖBAG tut, erfahren Sie im Nachhaltigkeitsbericht 2020 .
Kerstin Hosa verantwortet als Projektmanagerin die Nachhaltigkeits-Agenda der ÖBAG. Als Impact- und Programmmanagerin war sie zuletzt beim Europäischen Forum Alpbach tätig.