Paket-Boom: Verpackung wiederverwenden?
Marc Sarmiento, 14.02.2024
Verpackungen haben durch den online-Versand massiv zugenommen – und damit der Ressourcenverbrauch. 2021 wurden mehr als 350 Millionen Pakete in Österreich verschickt, das sind doppelt so viele wie vor sieben Jahren. Es ist damit zu rechnen, dass das Paketaufkommen weiter steigen wird und damit auch die Menge an Kartonmüll, der dadurch entsteht. Um den Paketabfall künftig zu reduzieren, setzt die Österreichische Post auf Kreislaufwirtschaft und führt ein Pfandsystem für Einwegkartons, das „Post Loop“, ein. Damit wird ein neues Regelservice für den Einsatz von wiederverwendbaren Verpackungen im Onlinehandel geschaffen. Online-Shops können ihre Produkte damit noch nachhaltiger versenden und Verpackungsabfall und Ressourcen schonen. Bereits 2021 startete die Post in Zusammenarbeit mit der FH Oberösterreich einen Probebetrieb. Nach erfolgreicher Testphase mit fünf Unternehmen gibt es nun das Pfandsystem auch als Regelservice in ganz Österreich.
Alternative zu Einwegkartons
Die Post vermietet drei verschiedene Verpackungstypen, welche gemeinsam mit dem dänischen Verpackungsspezialisten RE-ZIP sowie dem deutschen Start-Up HeyCircle entwickelt wurden:
- Post Loop-Paket A: Der Karton aus Holzfaserstoff ist in drei Größen erhältlich und kann bis zu zehnmal wiederverwendet werden. Er ist speziell für Kleidung, Sportartikel, Schuhe, Elektronik, Kosmetik, Bücher und allgemeine Handelswaren geeignet. Die Verpackung kann am Ende des Produktlebens als Altpapier recycelt werden.
- Post Loop-Tasche B: Die Tasche aus beschichtetem Holzfaserstoff ist bis zu 30-mal wiederverwendbar und wird in vier Größen angeboten. Sie ist speziell für Kleidung und nicht zerbrechliche Güter geeignet und kann über den Verpackungshersteller recycelt werden.
- Post Loop-Tasche C: Die Tasche aus recyceltem Polypropylen gibt es in drei Größen und ist bis zu 30-mal wiederverwendbar. Sie ist ebenfalls speziell für Kleidung und nicht zerbrechliche Güter geeignet. Durch den Reißverschluss kann die Tasche noch besser verplombt werden und ist so auch für den Versand von wertvollerer Ware geeignet. Die Verpackung kann über das Kunststoffrecycling wiederverwertet werden.
Die verschiedenen Verpackungsoptionen wurden im Vorfeld einem harten Praxistest unterzogen und der Pilotversuch wurde wissenschaftliche begleitet, damit wirklich alle Geschäftskunden der Post die Möglichkeit haben, auf eine nachhaltige Verpackungslösung umzusteigen.
Von der Idee zum Piloten: Wissenschaftliche Ergebnisse
Die Idee zu dem Projekt entstand zu Weihnachten, als ich einen Haufen Verpackungskartons von den Geschenken in den Müllraum brachte und vor einer übervollen Papiertonne stand. Da wir als Österreichische Post eine gesellschaftliche Verantwortung haben, überlegten wir im Team, an welcher Stelle wir bestmöglich ansetzen, um den Verpackungsmüll nachhaltig zu reduzieren. Unterschiedlichste Unternehmen haben unterschiedlichste Anforderungen – vor allem aufgrund der Produktvielfalt. Die größte Challenge bei Verpackungen ist, dass oft versucht wird, mit einer Verpackung alles zu lösen. Wir fokussierten daher bei der Entwicklung auf das Wesentliche einer jeden Verpackung, nämlich, den Produktschutz. Zu Beginn haben wir mit der FH Oberösterreich, die auch den ökologischen Effekt der Verpackungen im Projekt analysiert, eine Vorstudie gestartet. Allein auf die Ankündigung haben sich über 20 Unternehmen gemeldet, die Interesse an einer Zusammenarbeit hatten. Die wiederverwendbaren Verpackungen wurden ein erstes Mal 2022 im Rahmen eines Piloten getestet und umfassend analysiert. Am Pilotprojekt teilgenommen haben der Drogeriemarkt dm, Interspar Weinwelt, Intersport, Tchibo und Thalia. Sie verschickten ihre Waren in wiederverwendbaren Verpackungen aus Holzfaserstoff bzw. aus recyceltem PET statt Einwegtaschen und Einwegkartons. Die Verpackung konnte nach Verwendung einfach zusammengefaltet und in den nächsten Briefkasten gesteckt werden – so kam sie wieder zurück zu den Handelsketten und konnte erneut verwendet werden. Die Ergebnisse der Pilotphase zeigten uns, dass die getesteten Verpackungen für den Online-Versand geeignet sind und, dass auch auf Konsument:innen Seite eine hohe Nachfrage besteht. Die Lebenszyklusanalyse der FH Oberösterreich zeigte außerdem, dass im Vergleich zu Einweg-Verpackungen, mit den wiederverwendbaren Verpackungen bis zu 80 Prozent CO2 eingespart werden kann. Die eingesetzten Post Loop-Verpackungen erreichen teilweise bereits ab dem zweiten Einsatz ihren ökologischen Break-Even.
Post Loop für CO2 freie Zustellung
Das erste Unternehmen, das das „Post Loop“-System derzeit nutzt, ist der Telekomanbieter Drei Österreich. Im Online-Shop des Anbieters können Kund:innen den Versand in einer wiederverwendbaren Verpackung auswählen. Um den Einstieg zu erleichtern, bietet Drei den „Post Loop“-Versand zunächst kostenlos an. Als Post planen wir aber, das Pfandsystem in Österreich auszuweiten. Mit großen Handelsketten wird derzeit an einer Umsetzung gearbeitet und auch für Unternehmen aus dem ÖBAG-Portfolio und darüber hinaus, könnte diese innovative Lösung zur Reduktion von Verpackungsmaterialien spannend sein. Jedenfalls ist Post Loop ein weiterer wichtiger Baustein, um unser Kerngeschäft umweltfreundlicher zu machen und es trägt auch zu unserem ambitionierten Ziel, bis 2030 komplett CO2 frei zuzustellen, bei. Denn, mit den neuen wiederverwertbaren Verpackungen können nicht nur Emissionen eingespart, sondern auch Ressourcen geschont werden.
Marc Sarmiento ist seit 2012 bei der Österreichischen Post AG, wo er seit 2019 die Abteilung für Forschung & Innovation leitet.