Nachhaltigkeit als Bestandteil der Unternehmens-DNA?
Andreas Tschas, 18.02.2022
Der Klimawandel ist Realität und bei uns vor der Haustür angekommen: ein Tornado an der österreich-tschechischen Grenze, Waldbrände in Griechenland, Italien und dramatische Überschwemmungen in Westdeutschland. Bittere Realität ist außerdem, dass der Mensch die Verantwortung trägt für die Erderwärmung und die daraus resultierenden Folgen. Darüber sind sich ForscherInnen inzwischen einig. Der Weg, wie wir ihn bisher beschritten haben, lässt sich in dieser Form nicht mehr weitergehen. Weder im Privaten noch in der Unternehmenswelt.
Eine fundierter Plan, wie nachhaltiges Wirtschaften im Einklang mit der Umwelt erreicht werden kann, erscheint daher unerlässlich. Umso alarmierender hingegen erweist sich die Tatsache, dass 62 Prozent der österreichischen Unternehmen bislang über keine Nachhaltigkeitsstrategie verfügen. Diese Erkenntnis geht aus einer aktuellen Erhebung von Ernst & Young hervor. Dass jedoch genau diese Strategie essenziell für die Zukunft sowohl unserer Erde als auch für das Überleben von Unternehmen sein wird, davon geht das Climate Tech Start-up Glacier aus. Glacier ist überzeugt, dass Klimaschutz kein “nice to have”-Thema mehr ist, das nur wenige MitarbeiterInnen betrifft, sondern in die DNA jedes Unternehmens verankert gehört. Warum? Klimaschutz betrifft alle Bereiche eines Unternehmens.
Klimaschutz verankert in der Unternehmens-DNA
Dies fängt bereits im HR-Bereich und dem Recruiting potentieller neuer MitarbeiterInnen an, wie die aktuelle „Global Millennial and Gen Z Studie“ von Deloitte anschaulich demonstriert: das Thema Umweltschutz rangiert als eines der wichtigsten persönlichen Themen für die Millennial-Generation und ist damit auch in Hinblick auf die Wahl des Arbeitgebers entscheidend. Im Genaueren heißt dies: Firmen, die konkrete Schritte gegen den Klimawandel setzen, überzeugen auch Millennials. Ein weiteres Beispiel lässt sich aus dem Finanzierungs-Bereich heranziehen, da die Kreditvergabe an Unternehmen durch Banken im Zuge des New Green Deal zunehmend an deren Nachhaltigkeitsstrategie geknüpft wird. Was das Marketing einer Firma betrifft, so belegen Studien, dass sich Greenwashing negativ auf das Firmenimage und den Markenwert sowie auf die finanzielle Perfomance von Unternehmen auswirken kann. Aktuell wünschen sich 89 Prozent der deutschen Verbraucher einen größeren Fokus von Unternehmen auf Nachhaltigkeit und umweltgerechtes Wirtschaften. Der Druck, sich dem Thema Nachhaltigkeit mit voller Aufmerksamkeit zu widmen, steigt somit stetig, was auch der aktuelle Deloitte Sustainability Report bekräftigt: 97 Prozent der befragten Führungskräfte stimmen zu, dass die globale Klimakrise negative Auswirkungen auf ihre Firmen hat. Unternehmen, die also Klimaschutzdebatte verschlafen laufen Gefahr, früher oder später vom Markt zu verschwinden.
Zusätzlich zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Druck keimt ein weiterer Aspekt auf, warum die Verankerung von Klimaschutz in der Firmen-DNA unausweichlich werden wird: die Kosten, CO2 auszustoßen werden immer weiter steigen. Die von der österreichischen Bundesregierung verkündete CO2-Steuer ab 2022 bestätigt diesen Aspekt ohne Wenn und Aber.
„Die Zukunft ist bereits hier, sie ist nur noch nicht gleich verteilt“
Die oben genannten Gründe führen dazu, dass es zur Eindämmung der Klimakrise entscheidendes Handeln aller Unternehmen braucht. Es geht es nicht darum, dass es einige wenige perfekt machen, sondern, dass möglichst viele ins Tun kommen. Die Alternativen, um aktiv zu werden, gibt es bereits – oder um es mit den Worten des Autors William Gibson auszudrücken: „Die Zukunft ist bereits hier, sie ist nur noch nicht gleich verteilt“. Einen Überblick zu möglichen Alternativen bietet beispielsweise die Climate Tech Landscape, die 150 grüne Startups mit innovativen Klimaschutz-Technologien in Österreich vereint.
Das Bewusstsein der MitarbeiterInnen ist entscheidend für Veränderung
Ähnlich wie bei der Digitalisierung steht uns eine Transformation bevor und zusätzlich zu neuen Technologien sowie einer Verhaltensänderung, wird es eine Bewusstseinsänderung als langfristigen Hebel brauchen. Genau hier setzt Glacier mit seiner Mission an und zielt durch Empowerment und Weiterbildung darauf ab, eine internationale Community zu erschaffen, die gemeinsam wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel ergreift. Im Kern dieser Community stehen die Mitarbeiter*innen, denn genau deren Bewusstsein hin zu mehr Klimaschutz braucht es im Unternehmen, um eine nachhaltige Veränderung bewirken zu können. Die Community bietet Austausch mit anderen Unternehmen, Weiterbildung und Inspiration, um eine Transformation hin zur Nachhaltigkeit langfristig anzustoßen. Dies findet unter anderem im Rahmen der Climate Ranger Acadamy statt, einem Weiterbildungsprogramm zu Klimaschutz-Themen, das Unternehmen klimafit macht und Vernetzung mit anderen Firmen ermöglicht.
Ein weiteres Format für Unternehmen, um ins Tun zu kommen bildet die Climate Impact Week von Glacier – eine Aktionswoche, die Klimaschutz für alle MitarbeiterInnen greifbar und zum Top-Thema im Unternehmen macht. Die Climate Impact Week wird im Oktober 2022 über die Bühne gehen und bildet die Fortsetzung des erfolgreichen Climate Impact Day, der als Klimaschutzaktionstag im September 2021 in mehr als 140 Unternehmen erfolgreich stattgefunden hat. Auch die ÖBAG war Teil des ganztätigen Livestreams zu Klimaschutzthemen und gestaltete den Aktionstag aktiv mit: statt mit dem Auto ins Büro zu fahren setzten die MitarbeiterInnen auf klimaneutrale Mobilität. Direktorin Aakriti Chandihok diskutierte zudem wortstark beim Online-Panel „Chancen und Herausforderungen – Klimawandel als Innovationstreiber“ mit und beleuchtete den Beitrag der ÖBAG in diesem Bereich.
Der Climate Impact Day war ein gelungener Startschuss hin zu einer klimafreundlicheren Zukunft und hat eindrücklich gezeigt, dass es entscheidend ist, die Mitarbeiter*innen eines Unternehmens auf dessen Klimatransformationsreise aktiv einzubinden. Viele weitere Schritte wird es brauchen, um eine nachhaltige Unternehmenswelt zu schaffen und einen lebenswerten Planeten zu erhalten. Wissen, Austausch und eine starke Community werden hierfür unverzichtbar sein.
Literaturhinweis: Anderegg et al (2010) Expert Credibility in Climate Change. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. 107. 12107-9. 10.1073/pnas.1003187107.; Wadsak, Marcus: Klimawandel. Fakten gegen Fake & Fiction, 2. Auflage, 2021, Wien.
Ambec, Stefan & Lanoie, Paul. (2008). Does It Pay to be Green? A Systematic Overview. Academy of Management Perspectives. 22. 45-62. 10.5465/AMP.2008.35590353; Akturan, Ulun (2018). How does greenwashing affect green branding equity and purchase intention? An empirical research. Marketing Intelligence & Planning. 36. 10.1108/MIP-12-2017-0339; De Jong, Menno & Huluba, Gabriel & Beldad, Ardion. (2019). Different Shades of Greenwashing: Consumers’ Reactions to Environmental Lies, Half-Lies, and Organizations Taking Credit for Following Legal Obligations. Journal of Business and Technical Communication. 34.
Andreas Tschas hat sich mit der Gründung des Pioneers-Festival, dem österreichischen Hotspot der Start-up-Szene, einen Namen gemacht. Als CEO & Co-Founder von Glacier möchte er mit seinem Team der Klimakrise entgegentreten und die wirkungsvollste Klimaschutz-Community aufbauen, um die Thematik nachhaltig in Unternehmen zu verankern.